DESG-Olympia-Notizen vom 10. und 11. Februar 2006

AUTHOR: Redaktion Saturday, February 11, 2006 TOPIC: Eisschnelllauf

Eröffnungsfeier begeisterte / Rudolph Geburtstagskind / Shorttracker wollen Prestige ihrer Sportart aufpolieren

Der Freitag war für Shorttrackerin Susanne Rudolph im doppelten Sinne etwas besonderes. Zum eine durfte sie zum zweiten Mal bei der Eröffnungsfeier mit der deutschen Olympiamannschaft einmarschieren, und dann auch noch an ihrem 25. Geburtstag. Nicht nur bei der Grefratherin ist das Programm gut angekommen. Teamkollegin Aika Klein beispielsweise war ganz begeistert, auch wenn es dadurch am Freitagabend spät ins Bett ging.

Das Ausschlafen am Sonnabend fiel jedenfalls aus – zumindest für alle jene Sportler, die am Sonntag Wettkampf haben, denn die wurden schon morgens um 8 zur obligatorischen Blutprobe gebeten. Neben sieben Shorttrackern betraf das die 3000-m-Damen Anni Friesinger, Claudia Pechstein und Daniela Anschütz-Thoms. “Jetzt wird es Zeit, dass es endlich losgeht, die Tage vor dem ersten Start sind nicht so leicht auszuhalten”, sagte Anni Friesinger, “aber ich fühle mich gut, die Stimmung im Team ist auch gut.” Die Inzellerin peilt ebenso wie Claudia Pechstein eine Medaille an, für sie heißt die Favoritin aber Cindy Klassen. “Sie ist Weltmeisterin, hält den Weltrekord und hat in dieser Saison die meisten wichtigen Rennen gewonnen.” Daniela Anschütz-Thoms wäre “mit einem Platz zwischen sechs und acht” zufrieden. “Ich werde mein Bestes geben, die Formkurve zeigte zuletzt wieder leicht nach oben”, so die Erfurterin, “Priorität hat aber nächste Woche der Mannschaftswettkampf.”

Auslosung 3000 m

DESG-Sportdirektor Günter Schumacher verfolgt im Die Männer haben bereits am Sonnabend das olympische Eisschnelllauf-Programm eröffnet. Weltmeister Chad Hedrick (USA), erst vor vier Jahren von den Rollschuhen (50mal Weltmeister auf Inlinern) auf die Kufe gewechselt, gewann mit einer beeindruckenden Leistung Gold. Dabei verfehlte er auf schwerem Eis den Olympischen Rekord Jochem Uytdehaages aus Kearns nur um zwei Hunderstel. Hinter Weltrekordhalter Sven Kramer (Niederlande) gewann Enrico Fabris mit zwei furiosen Schlussrunden de erste Eisschnelllauf-Olympiamedaille für Italien. “Ich habe nach jeder Runde die Anzeigetafel gelesen, und dann habe ich gesehen, wie ich nach den Zwischenzeiten immer mehr Plätze gutgemacht habe”, sagte Fabris, “das hat am Ende noch einmal Kräfte freigesetzt.” Hingegen verfehlte der Dresdner Jens Boden leider sein Ziel, sich mit einer Platzierung unter den ersten 16 einen Startplatz für die 10’000 Meter zu sichern. “Eigentlich wollte ich vier, fünf Sekunden schneller sein, aber das Eis lief sich einfach schwerer als in den Trainings zuvor. Der Kopf wollte schneller, aber die Beine haben nicht mitgemacht.” Seine Karriere beenden will Boden mit diesem Ergebnis aber nicht. “Ein Jahr mache ich auf jeden Fall noch weiter.”

Ergebnisse

Einen Ausblick auf die Mannschaftsrennen gaben Cheftrainer Helmut Kraus sowie Tobias Schneider und Stefan Heythausen aus dem Männerteam bei ihrem Auftritt innerhalb der NOK-Pressekonferenz im Hauptpressezentrum der Olympiastadt. “Die Damen wollen als Olympiasieger auf jeden Fall um Gold laufen”, sagt Kraus, “es ist aber ein Spiel mit vielen Unbekannten. Vier Läufe innerhalb von 24 Stunden hat es bisher noch nie geben, man muss schauen, welche Mannschaften diese Belastung am besten verkraften. Über die Aufstellung für das erste Rennen werden wir erst nach den 3000 Metern nachdenken, und die Besetzung für die weiteren Rennen hängt dann von taktischen Erwägungen ab, ja nach Wettkampfverlauf.” Für die Männermannschaft formulierte Stefan Heythausen ein ehrgeiziges Ziel: “Wir wollen den zweiten Lauf gewinnen!” Mit anderen Worten: Die deutschen Männer wollen ins Halbfinale der besten vier. Das ist der Modus: Am Mitwoch (15. Februar) werden zunächst Zeitläufe ausgetragen, die für Ansetzung des anschließenden Viertelfinals maßgeblich sind (1-8, 2-7. 3-6, 4-5). Am Donnerstag finden dann das Halbfinale und der Endlauf (sowie Platzierungsläufe) statt. Tobias Schneider: “Wir haben sehr gut trainiert und wollen unbedingt unsere WM-Platzierung (Achter) vergessen machen.”

Anschließend stellten sich seitens der Shorttracker Aika Klein und Cheftrainer Jürgen Dennhardt der Presse. Dennhardt nannte Einzelplatzierungen in den Top-Ten sowie Platz sechs mit den Staffeln als Ziel. “Vielleicht ist mit einer überragenden Leistung mit der Damenstaffel sogar der Einzug ins A-Finale möglich.” Die deutschen Shorttrackerinnen treffen im Vorlauf am Sonntagabend im “Palavela” auf Olympiasieger Südkorea, Europameister Italien und Vize-Europameister Frankreich. Werbung für ihre Sportart machte Aika Klein, die mit Charme die Vorzüge ihrer Sportart pries. “Mir macht es einfach Spaß, und ich finde es interessanter als den klassischen Eisschnelllauf mehr Action. Wir wollen versuchen, mit guten Ergebnis den Stellenwert der Sportart in Deutschland zu erhöhen.” Die Rostockerin wird außer in der Staffel voraussichtlich auch auf allen Einzelstrecken starten.

Ansetzungen

Ein besonderes Erlebnis hatten am Sonnabend die deutschen Eissprinterinnen Jenny Wolf und Judith Hesse. Neben anderen deutschen Sportlern (darunter Eiskunstläufer Stefan Lindemann) waren sie der Einladung von Bundespräsident Horst Köhler zum gemeinsamen Essen gefolgt – allerdings nicht in irgendeinem Restaurant, sondern in der Selbstbedienungs-Mensa im Olympischen Dorf. “Der Mann war ganz in Ordnung, wollte sogar unbedingt seine Geschirr selbst abräumen”, erzählt Jenny Wolf, “und er hat sich auch sehr für unseren Sport interessiert.”