Das erfolgreiche deutsche Sprinterteam kehrt nach den groβen Erfolgen im Weltcup und bei der Sprintweltmeisterschaft nun wieder in ihre Heimatorte zurück und beginnt mit der Vorbereitung auf die nächsten Höhepunkte.
Für das Aushängeschild des deutschen Teams, Monique Garbrecht-Enfeldt, verlief die diesjährige Sprintweltmeisterschaft so gut wie nie zuvor. Mit einem der gröβten Vorsprünge die es überhaupt gab, sorgte sie bei der 34 Sprintweltmeisterschaft (die ersten beiden waren inoffiziell) für den 17.Titel der deutschen Damen. Damit ging jeder zweite aller vergebenen Titel nach Deutschland, eine glänzende Bilanz. 5 dieser Titel gehen mittlerweile auf das Konto von Monique.
Der erste internationale Erfolg von Monique liegt mittlerweile schon 18 Jahre zurück, mit 16 Jahren gewann sie die Bronzemedaille bei den Juniorenweltmeisterschaften. Die beiden Jahre danach war sie jeweils die überragende Juniorin und holte die Goldmedaillen bei den Juniorenweltmeisterschaften 1987 und 1988. Das sie auch die längeren Strecken gut laufen kann zeigte Monique 1987, denn damals lief sie 4.25,47 über 3000 Meter. Zu diesem Zeitpunkt war das nur 5 Sekunden über dem bestehenden Weltrekord, zu einer Zeit als es Klappschlittschuhe und Hochgeschwindigkeitsbahnen wie Salt Lake City und Calgary noch nicht gab.
Die olympischen Spiele 1988 verpasste sie nur, weil es im damaligen DDR Team zu viele Weltklasseläuferinnen gab, ein Jahr später jedoch gab sie bei der Sprintweltmeisterschaft 1989 ein erfolgreiches Debüt. Damals siegte Bonni Blair, vor Christa Luding und Seiko Hashimoto, Monique Garbrecht-Enfeldt belegte auf Anhieb Rang 8.
Den ersten ihrer nunmehr fünf Sprinttitel gewann sie 1991. Anschlieβend konnte sie diesen Erfolg trotz weiterer guter Platzierungen nicht wiederholen und erklärte nach der Saison 1995 ihren Rücktritt.
Diesen “Fehler” korrigierte sie ein Jahr später und kehrte in die internationale Eisschnelllaufszene zurück. Nach zwei Jahren Anlaufzeit, gelang 1999 der zweite Titel, dem ein Hattrick folgte 2000 und 2001 war sie ebenfalls nicht zu schlagen. Mit dem Sieg 2003 jedoch stellte sie gleich mehrere Rekorde auf.
In den 34 Jahren Sprint-WM Geschichte gab es immer wieder überragende Läuferinnen, doch ein Vierstreckensieg gelang nur den wenigsten. Sheila Yong (1976), Natalja Petrousseva (1982), Karin Kania-Enke (1984), Bonnie Blair (1994,1995), Franziska Schenk (1997) und nun auch Monique Garbrecht-Enfeldt.
Rekordteilnehmerin bei Sprintweltmeisterschaften ist Monika Holzner-Pflug die 15 mal bei Sprintweltmeisterschaften an den Start ging, jedoch nur 13 Wettkämpfe komplett beendete, Monique hat bei allen 14 bisherigen Teilnahmen ihren Wettkampf auch beendet, wobei Rang 14 die schlechteste Platzierung war.
Ein weiterer Rekord ist der Titelzeitraum, 1991 gewann sie Titel Nr. 1 2003 Titel Nr. 5. Ein Rekord der wohl nur von ihr selbst noch gebrochen werden kann.
Es gab in der Eisschnelllaufgeschichte nur eine Sprinterin die erfolgreicher war, die Dresdnerin Karin Kania-Enke gewann bei Acht Teilnahmen 6 x Gold und 2 x Silber. Aber auch dieser Rekord ist inzwischen in Reichweite für Monique.
Hinter der konstanten Gröβe Monique Garbrecht-Enfeldt gab es im Sprintbereich in den letzten Jahren immer wieder Veränderungen. Nachdem im November mit Marion Wohlrab und Christina Zummack zwei langjährige Mitglieder der Sprintmannschaft verabschiedet wurden ergab sich eine gute Chance für den Nachwuchs nachzurücken.
Da mit der Erfurterin Sabine Völker eine weitere Konstante der letzten Jahre erkrankungsbedingt nicht zur Verfügung stand, konnte beim Weltcup in Salt Lake City und bei der WM in Calgary ein junges Team zeigen, was in ihm steckt.
Pamela Zoellner (26) stand vor der Saison nur bei wenigen auf dem Merkzettel. Ihre Meistertitel in Erfurt wurden noch nicht so ernst genommen, da der internationale Vergleich fehlte. Bei den ersten Wettkämpfen wurde sogar ihr Name von den internationalen Statistikern verkehrt geschrieben. Das hat sich geändert, gleich siebenmal stürmte Pamela in den bisherigen Weltcuprennen in die Top 10. Zweimal fehlte auf Rang 5 nur wenig zu einem Podestplatz. Mittlerweile gehört Pamela auf beiden Sprintstrecken zur Weltspitze.
Bei ihrem Debüt bei den Sprintweltmeisterschaften konnte sie am ersten Tag mit zwei zwölften Plätzen noch nicht ganz ihr wahres Können abrufen, am zweiten Tag jedoch zeigte sie mit Rang 8 über 500 Meter und Rang 7 über 1000 Meter ihr wahres Leistungsvermögen. Am Ende belegte sie Rang 11, nur knapp hinter Platz 9 und 10. Ein glänzendes Debüt bei Sprintweltmeisterschaften.
Für Jenny Wolf (23) war Calgary bereits die vierte WM-Teilnahme, jedoch das erste Mal, dass sie über 500 Meter ganz nach vorn lief. Am zweiten Tag fehlte lediglich eine Hunderstelsekunde an der “Kleinen” Medaille. Und auch über 1000 Meter gelang am zweiten Tag eine erhebliche Leistungssteigerung. Nach dem etwas verschlafenen ersten Tag konnte sie trotzdem mit Rang 17 noch die beste Platzierung bei einer Sprint-WM erreichen.
Zuvor hatte Jenny bei den Weltcuprennen angedeutet, dass sie zur internationalen Spitze aufgerückt ist, Höhepunkt war Rang zwei beim Weltcup in Harbin über die 500 Meter. Zudem gilt Jenny als eine der schnellsten 100 Meter Läuferinnen, was sie mit Rang 6 beim ersten Weltcup bestätigen konnte.
Auch für Heike Hartmann (20) war Calgary eine Reise wert. Bei ihrem Debüt bei den Weltmeisterschaften belegte sie Rang 22. Über 1000 Meter sprangen sogar die Ränge 16 und 17 heraus, nachdem sie im Weltcup bereits einen zwölften Rang herausgelaufen hat, dürfte auch von ihr in Zukunft noch einiges zu erwarten sein. Auch Heike konnte über 500 Meter eine neue persönliche Bestzeit erzielen. Parallelen zu Monique Garbrecht-Enfeldt sind dabei durchaus vorhanden, Heike war Zweite und Dritte bei den Juniorenweltmeisterschaften.
Nur knapp in der Relegation gegen ihre Schwester scheiterte Anke Hartmann (22). Bei den bisherigen Weltcups überraschte sie mit guten Platzierungen in der B-Gruppe, vor allem über die 1000 Meter hat sie das Potential noch weit nach vorn zu laufen. Sie nutzte die Chance in Salt Lake City um ihre bisherigen Bestzeiten regelrecht zu pulveresieren.
Und eine weitere Nachwuchsläuferin wird in der nächsten Saison angreifen, die Erfurterin Judith Hesse (20) hält immerhin den aktuellen Juniorenweltrekord über 1000 Meter…
Nicht ganz so rosig sieht im Moment die Sprintszene bei den Herren aus. Immerhin konnte das Resultat aus der letzten Saison etwas verbessert werden, für einen Platz unter den Top 20 reicht es aber noch nicht.
Christian Breuer (26) belegte bei den Sprintweltmeisterschaften Platz 23. Christian hatte lange mit einer Rückenverletzung zu kämpfen und kaum Vorbereitung auf die neue Saison. Gerade auf der 1500 Meter Strecke ist ihm die fehlende Kondition anzumerken. Trotz der auch fehlenden Spritzigkeit konnte sich Christian zwar für die Weltmeisterschaften im Sprint qualifizieren, mehr als Rang 23 war angesichts der Vorgeschichte nicht möglich. Damit ist Christian im Moment über 1000 Meter auf Grund seiner guten Zeit für die Weltmeisterschaften in Berlin qualifiziert.
Für Andreas Behr (27) begann die Saison katastrophal. Er lief weit hinter seinem Leistungsvermögen her. Immerhin konnte sich Andreas steigern und qualifizierte sich für den Weltcup in Salt Lake City. Dort lief er mit 35,94 über 500 Meter eine Zeit, die im Moment über das sogenannte “Time Ranking” für die Teilnahme an den Weltmeisterschaften in Berlin berechtigen würde. Gleiches gilt für die 1000 Meter. Mit Rang 25 gelang Andreas noch die bisher beste Platzierung bei einer Sprintweltmeisterschaft. Bei der Weltcuppremiere über 100 Meter zeigte Andreas sein Potential mit Rang 12.
Jan Waterstradt (28) hatte im Laufe der Saison in Berlin einige gute Läufe über 500 Meter gezeigt. Nach seinem starken sechsten Platz über 100 Meter beim Weltcup in Salt Lake City, lieβ das auf einiges hoffen. Doch dann lief nichts mehr, zwei enttäuschende Zeiten am ersten Tag und zwei Stürze am zweiten Tag, so blieb Jan Waterstradt nur die Rolle des Zuschauers bei der Weltmeisterschaft.
Der seit vielen Jahren beste deutsche Sprinter Michael Künzel (29) fehlte wie schon im Vorjahr auf Grund einer Verletzung. Da er sein Training zugunsten der Ausbildung reduziert hat, wird es für Michael schwer werden zurück in die Weltspitze zu laufen.
Auf den früheren Olympiasieger Andre Hoffmann wartet bei dem Aufbau eines Sprintzukunftsteam noch viel Arbeit.