Das hatten wohl nur die wenigsten erwartet! Bereits beim ersten Eisschnelllauf Weltcup der Saison 2015/16 im kanadischen Calgary fielen die Weltrekorde nur so.
Ganz vorne dabei waren wieder einmal die amerikanischen Damen mit Brittany Bowe und Heather Richardson-Bergsma. Im 1.000m Lauf lief Bowe einen neuen Weltrekord um sich diesen bereits im darauffolgenden Lauf von ihrer Teamkameradin Heather Richardson-Bergsma entreißen lassen zu müssen.
Dies schien für Brittany Bowe jedoch nur ein weiterer Ansporn gewesen zu sein, denn bereits einen Tag später stellte sie den ältesten existierenden Weltrekord bei den Damen über die 1.500m ein und verwies diesmal Heather Richardson-Bergsma auf Rang 2. Der alte Rekord, gehalten von der Kanadierin Cindy Klassen, hatte mit 9 Jahren und 362 Tagen fast 10 Jahre Bestand und wurde von ihr in Salt Lake City aufgestellt. Fast schon schien es so, dass dieser Weltrekord wohl für die Ewigkeit sei, bis Bowe diesen nun (endlich) und dann gleich um ganze 2 Zehntel unterbot.
Aber auch die Herren wollten sich dies nicht einfach so gefallen lassen und so legte Pavel Kulizjnikov in seinem zweiten 500m Lauf nach. Hierbei schrammte er mit seiner neuen Weltrekordzeit von 34:00sec nur haarscharf an der magischen Schallmauer von 34sec vorbei. Dennoch stellte er damit einen weiteren fast schon als historisch zu bezeichnenden Weltrekord aus dem Jahr 2007 vom Kanadier Jeremy Wotherspoon ein.
Ein besonderes Highlight des Weltcups stellte sicherlich der Teamsprint dar. Auch wenn dieser Wettkampftyp bereits in den letzten Jahren bei der ein oder anderen Veranstaltung zu sehen war, gilt er am dieser Saison jedoch erstmals als offiziell. Leider ist er jedoch noch nicht “offiziell genug”, so dass entgegen anders lautender Meldungen keine Weltrekorde aufgestellt wurden (auch SpeedSkatingNews.info hatte hier zunächst anders berichtet).
Aus deutscher Sicht war der Weltcup, in Bezug auf Podiumsplatzierungen, leider nicht wirklich erfolgreich. Nico Ihle, einer der großen Hoffnungsträger des Verbandes auf den Sprintstrecken, hatte bei seinem ersten 500m-Lauf das Pech, dass ihm sein koreanischer Kontrahent vor die Füße fiel und er somit wertvolle Zehntel liegen hat lassen müssen. Auch sein zweiter Lauf verlief anders als geplant und endete mit einem Sturz, weswegen er am Ende disqualifiziert wurde. Es bleibt zu hoffen dass sich Nico weder körperlich noch mental hiervon aus dem Konzept bringen lässt und in den kommenden Läufen sein Potential dann wieder ausschöpft. “[…]es ist echt kurios, ich fühle mich gut und bin fit. Aber irgendwie dachte ich, ich bin im falschen Film.”, sagte Nico gegenüber SpeedSkatingNews.info, “Die Zeiten passen gar nicht zu meiner Form. Natürlich ist es vorwiegend ein technisches Problem gewesen, wenn ich die Kurven halten kann, dann werden die Zeiten auch schnell sein.[…]”
Die deutschen Sprinter sind in dieser Saison generell im Hintertreffen und verletzungsgeplagt. Sowohl der Berliner Samuel Schwarz als auch Chemnitzer Denny Ihle sind “langzeitverletzt” und können bis auf weiteres nicht an die guten Leistungen der letzten Saison anknüpfen. Besonders tragisch dabei ist, dass sie sich gute und wohl auch nicht ganz unberechtgte Chancen beim Teamsprint ausgemalt hatten.
Patrick BeckertPatrick Beckert hingegen konnte überzeugen (auch wenn er mit sich selbst, nach Zeitungsinterviews, wegen gestiegener Ansprüche unzufrieden war). Mit seinem vierten Platz über die 5.000m, einem knapp verpassten Podium und nur knapp am deutschen Rekord vorbei – aber mit neuer persönlicher Bestzeit, lässt der Erfurter auf die weitere Saison hoffen. Auch wenn es sicherlich noch etwas zu früh für ein Fazit ist, so scheint sein Wechsel in das niederländische Team um Ireen Wüst ihm sehr zu Gute zu kommen.
Auch für Claudia Pechstein lief es in Calgary nicht optimal. Mit einem achten Platz ist die Berlinerin, die bereits vor dem Wettkampf zu hohe Erwartungen gebremst hatte, sicherlich nicht zufrieden. Hervorzuheben ist hingegen die gute Leistung von Gabi Hirschbichler. Mit einer guten Zeit von 1:56.60 min erreichte die Inzellerin Rang 16 in der A-Gruppe. Insgesamt blieben alle Läuferinnen in der A-Gruppe in einem schnellen Rennen unter der Zeit von 1:58 min.
Wiedereinsteiger der Saison ist Moritz Geisreiter. Nach langer Zwangspause meldete sich der Zweimetermann aus Inzell mit einem dritten Platz in der B-Gruppe eindrucksvoll zurück. Auch wenn die gelaufenden Zeiten noch nicht an bisherige Leistungen des deutschen Meisters heranreichen und der Abstand zum Podium der A-Gruppe noch erheblich ist, so läßt das Ergebnis des Laufes doch hoffen.
Generell waren de Leistungen an diesem Wochenende bemerkenswert. Auch wenn Calgary als schnellste Bahn der Welt gilt und somit schon per se schnelle Zeiten zu erwarten waren, so ist die Anzahl der gelaufenen Rekorde bereits zum Saisoauftrakt erstaunlich und lässt die Spannung auf die kommenden Wettkämpfe steigen.