Geduld zu haben ist schwer

AUTHOR: Redaktion Monday, October 17, 2005 TOPIC: Eisschnelllauf

Saisonstart-Gespräch: Monique Garbrecht-Enfeldt will buchstäblich nichts übers Knie brechen

Monique Garbrecht-Enfeldt Eigentlich muss sie niemandem mehr etwas beweisen, nach elf Weltmeistertiteln, zwei Olympiamedaillen, vier Weltrekorden und sieben Gesamtsiegen im Weltcup. Und doch will sie es noch einmal wissen: Monique Garbrecht-Enfeldt (36) nimmt Kurs auf ihre fünften Olympischen Winterspiele. Doch es ist ein Weg über Hindernisse.

Matthias Opatz sprach mit ihr.

Gerüchten zufolge steigen die Deutschen Meisterschaften in Berlin ohne Sie. Stimmt das denn?

Tja, das haben Gerüchte so an sich, dass die, die darin die Hauptrolle spielen, davon als Letzte erfahren. Fakt ist, dass noch nichts entschieden ist. Ich denke, dass ich Ende der Woche mehr weiß.

Wovon hängt es denn ab?

Meine Ausgangssituation ist nicht so, wie sie sein müsste. Ich habe mir in diesem Sommer viel Zeit genommen, um mein lädiertes Knie auszukurieren. Da ich für den Weltcup gesetzt bin, muss ich mich nicht unnötig unter Druck setzen. Andererseits war ich mir vor drei, vier Wochen nicht sicher, dass ich bis heute so weit kommen werde. Die entscheide Frage ist: Wie bekomme ich die Starts hin? Da bin ich Moment noch nicht dort, wo ich hinwill.

Die vergangene Saison war ja ein Auf und Ab in ihren Ergebnissen. Mit WM-Platz sechs sind Sie sicherlich nicht zufrieden, aber immerhin hatten in den zweiten 500 Metern die zweitschnellste Zeit.

Das war auch der Grund, weswegen ich danach einen Schlussstrich unter diese verkorkste Saison gezogen und auf die 1000 m verzichtet habe. So verkorkst wie die ersten 500 m in Inzell. Die zweiten haben mir gezeigt: Ich kann’s doch! Und mit genau diesem Gefühl wollte ich in den Sommer gehen.

Hatten Sie im vorigen Jahr mal das Gefühl, jetzt’s reichts, ich hör auf?

Ich war schon manchmal ziemlich genervt, aber ich wäre nicht ich, wenn ich gleich aufgeben würde. Die alte Sache mit dem Knie (Überbelastung und Knorpelschaden rechts – d. A.)hat mich durch die ganze Saison verfolgt. Ich hab immer wieder geglaubt, das geht schon, Augen zu und durch. Vielleicht hat da an meiner Seite jemand gefehlt, der sagt, Schluss jetzt, auhören und auskurieren. Ich bin manches Mal mit dickem Knie über die Bahn gelaufen, und die Plätze waren dann nicht so berauschend. Ich bin aber auch nicht der Typ, der sich vor dem Rennen hinstellt und jammert. Und im Sommer habe ich mir dann eben die Zeit genommen. Kein operativer Eingriff, aber Rehabilitation mit viel Ruhe und Geduld. Das war schon manchmal nicht einfach.

Inwiefern?

Naja, als Leistungssportler bin ich anderes gewöhnt als Ruhe, und man weiß ja auch, was man im Sommer eigentlich machen müsste, um im Winter topfit zu sein. Da konnte ich es manchmal kaum noch hören, dieses “Sie müssen Geduld haben!” von den Ärzten.

Sind Sie denn jetzt wieder voll belastbar?

Ich bin nahe dran. Ich bin noch nicht so weit wie andere, aber auf einem guten Weg. Vielleicht kann ich schon beim ersten Sprint-Weltcup schnell laufen, und hoffentlich bei den Winterspielen.

Ihr Mann, Magnus Enfeldt, ist ja schon länger in Turin, weil er an der Organisation mitwirkt. Wie ist es, eine Telefon-Ehe zu führen?

Wenn man weiß, dass es irgendwann zu Ende ist, geht das schon. Aber die Telefonrechnungen sind schon nicht ganz billig.

Sprechen Sie da viel über Eisschnelllauf?

Auch, aber nicht hauptsächlich. Er ist ja nicht mein Trainer, und es gibt noch andere Themen im Leben als Sport.

Warum haben Sie vor der Olympiasaison noch einmal den Trainer gewechselt?

Achim Franke ist, zumindest in Berlin, der beste Trainer, den man bekommen kann. Seine Erfolge sprechen ja für sich, und ich hatte mit ihm ja schon eine sehr erfolgreiche Zeit. Wenn man sich schon einmal getrennt hat, ist es aber nicht leicht, aufeinander zuzugehen, das gilt für beide Seiten. Aber am Ende haben wir gesagt, ja, wir nehmen diese Herausforderung Turin noch einmal zusammen an, und ich habe volles Vertrauen zu ihm.

Monique Garbrecht-Enfeldt online: https://www.garbrecht.com

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