Das Olympic Oval in Salt Lake City behauptet stolz von sich das schnellste Eis der Welt zu haben. Das die Amerikaner nun nicht gerade sparsam bei der Nutzung von Superlativen sind, ist kein Geheimnis. Aber im Fall der Bahn im “The Beehive State” trifft dies voll uns ganz zu. Davon konnten sich am Wochenende auch die Junioren bei ihrer Weltmeisterschaft (und traumhaften Bedingungen in und außerhalb der Halle) überzeugen.
Das erste Mal in der Geschichte der JWM hatten die Junioren das Vergnügen auf dem Olympic Oval an den Start zu gehen und es hagelte nur so an Rekorden und Bestzeiten – 8x Junioren Weltrekord, 7x Landesrekord (inkl. Senioren), 56x Junioren-Landesrekord und mehr als 270x Persönliche Bestzeiten bei 111 Läufern aus 23 Nationen sprechen eine eindeutige Sprache – Salt Lake City hat das schnellste Eis der Welt.
Normalerweise ist es schwierig bei der Anzahl dieser Rekorde jemanden besonders zu würdigen, wären da nicht die Damen aus den Niederlanden gewesen. Kein Podium ohne Beteiligung der jungen Oranje um Coach Jetske Wiersma und meistens sogar gleich 3x. Einzig über die 500m war keine Niederländerin auf Platz 1. Hier reichte es “nur” für die Plätze 2 und 3.
Ein besonderes Highlight war Joy Beune. Die Niederländerin lief gleich auf drei Strecken neue Juniorenweltrekorde und schob sich hierbei immer wieder vor ihre Landsfrau Jutta Leerdam, die ebenfalls kurz zuvor die alten Weltrekordzeiten eingestellt hatte. Für Leerdam war diese Situation mehr als tragisch, was sie auch mit divenhaftem Verhalten bei den Siegerehrungen zeigte [Anm.d.Red. aber ähnliches konnte man ja aber auch bei den Deutschen Senioreninnen schon in der Vergangenheit beobachten – früh übt sich].
So phantstisch und beieindruckend die Zahl der Rekorde auch war – die kommenden Jahre dürften für die Junioren nicht so einfach werden, da viele der aufgestellten Rekorde vermutlich für sehr lange Zeit bestehen werden. Aber vielleicht dürfen wir ja bald wieder ein Junioren ISU Event in Salt Lake City erleben.
“Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert”, sagt Hannibal Smith immer in der TV Serie “Das A Team”. Das beziehen Bundestrainer Erik Bouwman und Juniorencoach Robert Lehmann jetzt auf den Ablauf der Junioren-WM in Salt Lake City. Unter dem Strich steht Silber im Team Sprint und starke Einzelleistungen von Lea-Sophie Scholz, Paul Galczinsky und Max Reder. Mehr als ein Hoffnungsschimmer für den Nachwuchs der DESG.
Und jeder musste alles geben. Galczinsky beispielsweise bewältigte innerhalb von drei Tagen sieben Strecken – so erfolgreich, dass er im Mehrkampf auf einem respektablen 5. Platz landete. „Und das in diesem Riesenfeld und mit unglaublichem Niveau: 35,8/1:46,7/1:09,7/6:39,2“ zählte der niederländische Coach die Zeiten seines Schützlings auf – und findet schnell das Haar in der Suppe. „Wir haben es in der Vorbereitung noch nicht hinbekommen, Pauls Renneinteilung auf der langen Strecke technisch und taktisch zu optimieren. Deshalb war diese Zeit das Maximum, aber dort gibt’s noch viel Luft für Verbesserung.“
Die gesamte Planung war darauf ausgerichtet, in Utah 100 Prozent Leistung abzurufen. Denn, so Erik Bouwman: „Bisher gab es während der Saison kaum Spitzenrennen, aber die oft anstrengenden intensiven Evaluierungen und Rennplanungen haben sich gelohnt.“ Und nun mit einer WM-Silbermedaille im Gepäck die Heimreise anzutreten, macht selbst den sonst zu abwartenden Coach emotional: „Der Wahnsinn.“
Dann kommt er zu seinen Sportlern: „Max (Reder) knallte optimale Läufe über 1000 und 1500 m raus, mit dem idealen Mix von hoher Geschwindigkeit und super letzten Runden. 1:09,2 und 1:46,8! Außerdem noch einen 500er in 35,9. Prima, jedoch nicht ganz optimal.“ Lob bekommt auch Ole Jeske, der schwierige Monate hinter sich hat, dennoch in SLC zum ersten Mal unter 36 Sekunden blieb und auch die 1000 m in akzeptablen 1:10,6 Minuten lief. Seine wichtigste Aufgabe war jedoch, als „Lokomotive“ den Sprint-Express in Schwung zu bringen. Mit Paul Galczinsky und Max Reder. „Und das lief 100 %“, so Bouwman. Nur die „individuell besseren Koreaner“ waren einen Tick schneller.
Eher frustriert blickt Lukas Mann auf die Weltmeisterschaften zurück. Er konnte die erhoffte Spitzenleistung nicht abrufen, „wir werden jetzt gemeinsam nach der Ursache forschen.“ Unzufrieden zeigten sich die Trainer auch mit dem Abschneiden beim Team Pursuit: „Das haben wir diese Saison schon viel besser gemacht – und auch wirklich Arbeit darin investiert.“ Lob dagegen für Lea-Sophie Scholz, die sich einen 6. Rang in der Allround-Wertung erkämpfte. „Sie hat sich um weitere zehn Prozent gesteigert und einen riesen 1000-m-Lauf hingelegt. Den größten Erfolg verzeichnete sie jedoch in den 1500- und 3000 m-Rennen: dank optimaler Herangehensweise und Ausführung. Nur im Sprint bleibt noch Raum für Verbesserungen.“
Jetzt allerdings sei „der Tank leer. Alle haben sich eine längere Erholungspause verdient.“ „Eine erfolgreiche WM“, resümieren die Coaches. „Und doch nur eine Zwischenetappe. Die Sportler und wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen.“ Der Blick auf die jüngeren Kader stimmt sowieso nachdenklich. „Nur wenn wir in Deutschland alle mit den Nasen in dieselbe Richtung gehen, gibt es Hoffnung.“