Die deutschen Meisterschaften in Inzell starteten positiv mit einem interessanten, informativen und gut organisiertem Medienseminar, wurden dann durch eine unerwartete und zeitlich sehr unglücklich gewählten Rücktrittsmeldung gestört, die zu allem Überfluss das Team Pechstein wieder einmal veranlassten sich in den Mittelpunkt zu rücken. Aber starten wir mit dem schönen Dingen:
Nach einjähriger Pause stand am Donnerstag vor den ersten Internationalen Deutschen Meisterschaften in Inzell wieder ein Medienseminar auf dem Programm. DESG-Sportdirektor Matthias Kulik, die Bundestrainer und Top-Athleten informierten Medienvertreter über den aktuellen Stand.
Matthias Kulik über die neue Trainer-Struktur: „Es gab bereits während der letzten Saison Gespräche, die Lösung war zum Ende hin gefunden.“ In einer Nationalmannschaft wurden Sprint- und Mittelstreckler sowie die Langstreckler und Mehrkämpfer entsprechend zusammengefasst, mit den Bundestrainern Danny Leger und Erik Bouwman. „Und die Struktur zeigt bereits Wirkung, obwohl der Hauptblick in Richtung 2022/26 geht.“
Erik BouwmanMehrkampf-Coach Erik Bouwman: „Wichtig ist, dass wir realistisch bleiben. Es wird ein langwieriger Prozess, aber es ist gut, dass wir wieder ein Nationalteam haben. Und ich bin etwas neidisch auf Danny, denn das Mehrkampf-Team ist ziemlich klein.“ Was zum Beispiel Auswirkungen auf den gerade zum DESG-Newcomer des Jahres gekürten Junioren-Weltmeister Lukas Mann (19) hat. „Lukas muss viel alleine trainieren. Aber das Ziel ist schon 2022 und ein größeres Team.“
Sprint-Coach Danny Leger freut sich, „dass Dinge die lange angesprochen, nun umgesetzt wurden. Das begann bereits im letzten Winter. Wir wollten neue Wege gehen, die Athleten zusammen ziehen und auch den Anschlusskader mit einbinden.“ Das Klima in der Truppe sei gut, es gab viele gemeinsame Trainingslager mit dem Ergebnis: „Die Jungen können die Etablierten schon fordern.“ Auch die Qualifikation zum am 16./17.11. beginnenden Weltcup wurde modifiziert. Die geforderten Zeiten entsprechen Platz 12 der B-Gruppe. „Wir wollen die Startplätze nutzen, aber vernünftig.“
Patrick BeckertNico Ihle driftet mit zusätzlichem Rückenwind in die Saison: „Vor vier Wochen ist mein Stammhalter (Anm.: Levi) geboren!“ Der 33-jährige Chemnitzer gönnte sich keine große Pause nach der WM im März und warf sich voller Tatendrang ins neugestrickte Team. Selbst das individuelle Radtraining macht inzwischen Spaß. Für Sprintkollege Joel Dufter (24) kam es einer Umstellung gleich, in einem größeren Team zu trainieren, „nicht wegen Nico“, die Zusammenarbeit mit dem Anschlusskader machte ihn zunächst skeptisch. „Aber nach dem ersten Lehrgang war das passé. Die Lehrgänge haben uns zusammengeschweißt. Es gibt ein wirkliches Teamgefühl.“
Patrick Beckert (Erfurt) bleibt bei seinem Individual-Training, beurteilt aber die Zusammenarbeit mit Erik Bouwman als gut. Er arbeitet solo, resp. mit Bruder Pedro: „Ein Langstreckler muss sich auf sich selbst konzentrieren.“ Er versuche auf den Saisonhöhepunkt hinzuarbeiten, „denn abgerechnet wird gnadenlos am Tag X.“ Beckert legte sein Augenmerk mehr auf die 10 km, die im Weltcup nur einmal auf dem Programm stehen, aber bei der WM zu den prestigeträchtigen Strecken zählen. „Die 10.000, die musst du trainieren, lernen den Schmerz auszuhalten und dennoch mit Köpfchen deine Runden einzuteilen.“ Der so knapp am WM-Podest vorbei geschrammte Skater versucht immer weiter an der Technik zu feilen, sein Rennen exakt einzuteilen. Die Titelkämpfe in Salt Lake City sind die ultimative Herausforderung in diesem Winter, weshalb er – in Absprache mit Erik Bouwman – dann früher anreisen wird, um gut akklimatisiert zu sein. Sein Ziel ist nach wie vor „eine Medaille, egal welche Farbe“.
Die jedoch wohl interessanteste Neuigkeit wurde erst nach Beendigung des Seminars bekannt: Präsidentin des Verbandes Stefanie Teeuwen tritt mit sofortiger Wirkung zurück. Über die Hintergründe ihres unerwarteten Abgangs wurde bisher nichts bekannt, so dass Spekulationen wieder einmal mehr Tür und Tor geöffnet sind.
Unmittelbar nach Bekanntwerden ihres Rücktritts ließ es sich Claudia Pechstein mit ihrem Lebensgefährten wieder einmal nicht nehmen den Verband zu kritisieren und mit dem Vorschlag Matthias Große als neuen Präsidenten einzusetzen, sich in den medialen Mittelpunkt zu rücken.
Insofern sieht es nach dem ersten Tag so aus, als ob auch bei dieser DM sich wieder einmal nur alles um die “Seniorin” im deutschen Eisschnelllauf mit ihrem ausgeprägten und offen dargestellten medialen Geltungsdrang drehen wird. Der eigentliche Sport, die Leistungen der anderen Athleten im deutschen Team bleiben auf der Strecke und die Athleten werden in die Position von Statisten gedrängt. Wieder einmal!
Als Beobachter kann man nur konstatieren, dass es besonders das Verhalten des Teams Pechstein ist, dass dem deutschen Verband und dem deutschen Eisschnelllauf schadet. Unter diesem Gesichtspunkt kann man auch die Äußerung von Bundestrainer Erik Bouman verstehen. Dieser wurde im Vorfeld der DM mit den Worten zitiert “keinen Bock” mehr auf sie zu haben. Mit dieser Meinung dürfte er nicht allein dastehen.
Nachtrag: Nachdem ich jetzt 2x gefragt wurde (und nur wen es auch noch interessiert) – “woher mein Widerstand und meine persönlich Abneigung gegen Herrn Große und damit auch gegen das Team Pechstein herrührt”, lese bitte einfach diesen Artikel. Es gäbe noch zahlreiche andere objektive Gründe und Begebenheiten, welche meine Meinung auch immer wieder auf das Neueste bestätigen. Aber abgesehen davon sind beide Personen für mich absolut uninteressant und unwichtig! In Bezug auf den deutschen Eisschnelllauf, den ich sehr liebe und für den ich die meiste meiner Freizeit opfere, betrachte ich sie jedoch als schädlich und sehne den Tag herbei, bei dem ich endlich wieder über nur den Sport berichten kann und ein Name nur noch in statistischen Auswertungen genannt werden muss.