DESG-Olympia-Notizen vom 19. und 20. Februar 2006

AUTHOR: Redaktion Tuesday, February 21, 2006 TOPIC: Eisschnelllauf

Sechs Hunderstel entschieden über Gold, Silber, Bronze / Friesinger: “Hier möcht ich noch mal her!”

Sechs Hunderstelsekunden entschieden am Sonntagabend über die 1000 Meter Eisschnelllauf der Damen über Gold, Silber und Bronze – nur einmal gab es in der Geschichte der Olympischen Winterspiele eine knappere Entscheidung. “Ich habe heute nicht Gold und Siler verloren, sondern eine Bronzemedaille gewonnen”, sagte Anni Friesinger nach dem Rennen. Und doch bleibt für Beobachter nach diesem dramatischen Eisschnelllauf-Nachmittag im “Oval Lingotto” die Frage, wo die Favoritin gerade diese sechs Hunderstel Differenz zu Gold (Marianne Timmer, Niederlande) bzw. zwei Hunderstel zu Silber (Cindy Klassen, Kanada) gelassen habe könnten.

“Im Mannschaftsrennen”, sagte Friesingers Trainer Markus Eicher geradeheraus, “und doch war es richtig, dass Anni die Bürde der drei Einsätze auf sich nimmt – sonst hätte es wahrscheinlich kein Gold für die Mannschaft gegeben.” Klassen hatte auf das Mannschaftsfinale verzichtet, Timmer stand nicht im Team. Aber es gab noch andere Erklärungen, etwa die, dass die Bahn für die späteren Paare nach der Eiszeit langsamer geworden sei. Logisch wäre das, denn feuchtes Wetter hatte de Luftfeuchtigkeit in der Halle auf 38 Prozent ansteigen lassen (bisher um 25 Prozent), was allmähliches leichtes Beschlagen der Bahn hervorgerufen haben könnte. Tatsächlich brachen Medaillen-Mitfavoriten (Wüst, Simionato, Rodriguez, Wang B.) in späten Paaren ein (Timmer lief im zweite Paar nach der Eispflege. Doch Friesinger selbst dachte gar nicht daran, über Umstände zu lamentieren. “Meine Freundin Marianne Timmer hatte ich mit auf der Medaillenliste, welche es dann geworden ist, habe ich ja nun gesehen. Und auch mit Cindy Klassen war auch immer zu rechnen, und es war sooo knapp. Ich bin aber froh, dass ich eine Medaille habe.”

Im letzten Paar gegen Friesinger hatte Sabine Völker als “Hasenopfer” alles gegeben, um wenigstens ein bis anderthalb Runden eine Hilfe für Friesinger zu sein. “Ich habe alles gegeben, um wenigstens vor ihr zu wechseln, aber nach 600 Metern ging nichts mehr. Schade, dass es für Anni nicht gereicht hat.” Am Tag darauf entschied sich Sabine Völker, Mannschafts-Olympiasiegerin 2006 und dreifache Medaillengwinnerin 2002, auf die 1500 Meter am Mittwoch zu verzichten. “Ich bin einfach nicht in der Verfassung, in der ein Start sinnvoll wäre.”

Mafia oder Blues-Brothers? Die DESG-Eisschnellläufer Tobias Schneider, Robert Lehmann, Stefan Heythausen und Jörg Dallman einmal andersAuch Claudia Pechstein erklärte am Montag ihren Verzicht auf dei 1500-m-Distanz. “Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, aber ich folge dem Rat von Arzt und Trainer. Meine gereizten Luftwege sollen geschont werden. Nochmal 1500 Meter würden wieder voll auf die Lunge hauen und sich auf die 5000 Meter auswirken, und die sind mir einfach wichtiger.” Pechstein wie auch Friesinger hatten sich von Husten begleitete Atemwegsreizungen zugezogen, deren Ursache nicht ganz klar ist. “Wahrscheinlich ist es ein Mischung verschiedener Faktoren, wie Feinstaubbelastung oder mögliche Dämpfe in der Eishalle, die durch die enorme Belastung natürlich verstärkt werden”, sagt der leitende DESG-Verbandsarzt Dr. Volker Smasal. Weitere deutsche Starter über 1500 Meter neben Friesinger sind die Mannschafts-Olympiasiegerinnen Daniela Anschütz-Thoms und Lucille Opitz.

Gleich mit vier Startern wird die DESG am Dienstagabend über 1500 m der Männer präsent sein: Stefan Heythausen, Tobias Schneider, Robert Lehmann, Jörg Dallmann.

Am Montagabend wurde Anni Friesinger zum zweiten Mal auf die Bühne des Medals-Plaza im Zentrum der Olympiastadt gebeten, wo die meisten Siegerehrungen der Winterspiele abgehalten werde. Eine festliche wie sportliche Dramaturgie sorgt für Gänsehaut-Atmosphäre. “Hier möchte ich gern noch einmal hin”, sagte Anni Friesinger nach der wiederum von einem Feuerwerk gekrönten Bronze-Ehrung.

Zu Länderspielen besonderer Art kam es indessen im Spielsalon des Olympischen Dorfs. Im Tischfußball standen sich die Mannschaften Deutschlands (vertreten durch die Shorttracker Seabstian Praus und Tyson Heung) und Italien (mit den Shorttrack-Rivalen Fabio Carta und Yuri Confortola) gegenüber. Über den Ausgang der Spiele wurde nichts bekannt ….