Nach drei anstrengenden Weltcup-Stationen in Asien und Polen atmete die Eisschnelllauf-Weltelite in Heerenveen auf. Endlich gab es kein Arbeitereis wie in Tomaszow Mazowiecki (Polen) oder wie auf der Freiluftbahn von Tomakomai (Japan). Gleiten war wieder möglich. Darüber freute sich besonders Joel Dufter.
Über 1000m überraschte der Inzeller als sechster in 1:08,66 Minuten. Vor fast 7000 begeisterten Zuschauern siegte 1000m-Olympiasieger Kjeld Nuis. Der Niederländer verpasste in 1:07,80 Minuten seinen eigenen Bahnrekord (1:07,64) knapp. “Der sechste Platz ist sehr gut. Nach der Woche in Polen hätte ich das nicht gedacht. Da hatte ich eine leichte Magen-Darm-Grippe”, erklärte Joel. “Am Mittwoch bin ich erst wieder ins Training eingestiegen. Darum bin ich auch so überrascht. Jetzt kann ich mich auf die Weltmeisterschaft zu Hause in Inzell konzentrieren. Ich brauche so ein Eis mit Feedback. Ich bin mehr ein Gleiter”, fügte er hinzu. Für die Heim-WM sieht er noch Steigerungsmöglichkeiten. “Am Start und in der Endpower will ich mich noch verbessern. Die Basis ist da”, meint der 23 Jahre alte Bayer.
Teamkollege Nico Ihle war im Grossen und Ganzen mit seinen 1000m zufrieden. In seinem Lauf gegen 500m-Weltrekordler Pawel Kulischnikow kam er hinter dem bei den Winterspielen gesperrten Russen (3./1:07,93) als 13. in 1:09,20 Minuten ins Ziel. “Ich wusste, dass er 1:07-Minuten laufen kann. Das hat mich nicht irritiert, weil ich immer mein eigenes Rennen laufe. Ich male mir vor dem Start mir nichts aus, wenn ich andere Zeiten sehe. Ich weiss auch wo ich es habe liegen lassen. Die erste Runde wollte ich etwas schneller als 25,38 angehen, ebenso die ersten 200 m wollte ich nicht 16,58 Sekunden laufen, sondern etwa zwei Zehntel schneller”, erklärter der Chemnitzer. Auch DESG-Trainer Daan Rottier sah Verbesserungsmöglichkeiten für den Sachsen. “In der Kurve muss Nico noch mehr Druck machen”, meinte der Niederländer. Nico will über Weihnachten an seinen Schwachstellen arbeiten, um bei der Heim-WM topfit zu sein.
Lob erhielt Rekord-Olympiasiegerin Claudia Pechstein von Trainer Rottier. Nach Platz sechs im Massenstart – die Berlinerin lief taktisch klug und sammelte Punkte bei den Zwischensprints. Sie lief die 3000m in ausgezeichneten 4:05,091 Minuten auf Rang 11. “Nach den Rückenproblemen hier so eine Zeit zu laufen ist gut. Immerhin hat sie hier vier Starts absolviert, zweimal im Massenstart, 1500 m und die 3000 m. Das ist richtig stark”, so Rottier. Erfreut war er auch über Roxane Dufter, die in der B-Gruppe in 4:05,381 Minuten Rang drei hinter den japanischen Olympiasiegerinnen Miho Takagi (4:00,022) und Ayano Sato (4:04,367) belegte. “Das war ein Ausschiesser nach oben und gut für sie im Hinblick auf die WM”, so der Coach.
Danila Semerikow aus Russland hiess der Überraschungssieger über 5000m. In 6:08,96 Minuten düpierte er die Oranjes und unterbot den Bahnrekord von Mehrkampfweltmeister Patrick Roest um zwei Hundertstelsekunden (6:08,98). Roest kam in 6:09,820 auf Rang zwei vor Olympiasieger Sven Kramer (6:10,614). In einem sehr flachen Lauf kam der deutsche Meister Patrick Beckert in 6:16,78 als achter ins Ziel. “So schnell war ich hier zu dieser Jahreszeit noch nie. Es war ein guter Lauf, sehr flach von Anfang an”, so der Erfurter. Über Weihnachten beginnt er mit der Vorbereitung für seinen Saisonendspurt: Die Einzelstrecken-WM in Inzell, die Mehrkampf-WM in Calgary (Kanada) und das Weltcupfinale in Salt Lake City (USA).
In einigen Jahren wird die DESG wieder mehr Präsenz in den A-Gruppen zeigen. Da sind sich die beiden niederländischen DESG-Trainer Bouwman und Rottier sicher. “Felix Maly hat sich mit einem beherzten Lauf ïm Massenstart-Finale für Inzell qualifiziert. Hendrik Dombek ist 21und hat über 500 m in 35,58 eine dicke PR aufgestellt und ist auch über 1000 m Bestzeit gelaufen. Das sind Lichtblicke für die Zukunft. Wir haben bei den Junioren noch weitere Talente”, sind sie sich sicher.